Vereinsgeschichte

 

Einige Zeitungsausschnitte und Bilder aus der Gründerzeit sind der Großen Monheimer Karnevalsgesellschaft (Gromoka) erhalten geblieben. Die Anfänge des Monheimer Karnevals gehen zurück bis ins vorige Jahrhundert. Schon damals zog man in bunten Maskeraden in großen und kleinen Gruppen am Rosenmontag durch den etwa 2.000 Einwohner zählenden Ort. Die Maskeraden auf den Straßen waren allgemein, einen geschlossenen Umzug gab es zu dieser Zeit nicht. Das Gebiet rund um den Alten Markt, unweit des Schelmenturms, war Zentrum aller möglichen Fastnachtsvergnügungen. „Solange der Karneval am Rhein besteht, solange feiern ihn auch die Monheimer aus einer angeborenen Selbstverständlichkeit voller Freude, Frohsinn und Urwüchsigkeit“, so steht es in einem Zeitungsartikel von 1936. Der „Fastelovend“, wie er hier gefeiert wird, hat seinen Ursprung in der Darstellung dörflicher Begebenheiten. Zielscheibe des Spottes war die Dorfpolitik, aber auch Anspielungen auf Missstände fanden immer wieder Anklang bei den Fastnachtsfreunden.

 

Erster Prinz von Monheim Hubert Odenthal

 

Mitbegründer der Gromoka Heinrich Wadenpohl

 

Ganz nach dem Vorbild der Kölner pflegte man die volkstümlichen Inhalte dieses Brauchtums auch in Monheim. Die eigentliche Arbeit übernahm ein Elferrat, der sich regelmäßig in den hiesigen Gaststätten traf, um die Festlichkeiten vorzubereiten. Funktion und Zuständigkeiten waren eindeutig geregelt. So war für den Rosenmontagszug nach preußischem Vorbild ein Oberkommando zuständig. Auch Sitzungen und Maskenbälle wurden durchgeführt und durch Programme und Liederhefte ausgewiesen. Frauen fehlten anfangs und mussten zu Hause bleiben. Der Straßenkarneval, wahrscheinlich zu derb, schien für das weibliche Geschlecht ungeeignet. Spaß und Freude blieb der Männerwelt vorbehalten. Schon früh gab es Orden, sie waren jedoch nur spärlich verziert. lhr Schmuck bestand aus einfachen Symbolen wie Narrenkappen oder Masken – kein Vergleich zu heutigen Orden mit geprägtem Motto und vielfältigen grafischen Darstellungen. Nach dem traditionellen Rosenmontagszug fanden am Veilchendienstag – auch bei schlechten Witterungsverhältnissen – Kappenfahrten in die Nachbarorte statt.

Die Wagen, deren Aufbauten mit einfachsten Mitteln hergestellt waren, wurden von Pferden gezogen. Es ist überliefert, dass diese Holzwagen öfters den Belastungen nicht standhielten und am Straßenrand stehenbleiben mussten. Regelmäßig wurden die Aufstellung des Rosenmontagszuges und der Zugweg auf Plakaten und in Zeitungen im Ort und in der näheren Umgebung bekannt gemacht. An den Festtagen verkehrte die Rheinfähre Piwipp alle 10 Minuten, Postkutsche und später die „gleislose elektrische Bahn” fuhren im Stundentakt. Gäste aus allen Himmelsrichtungen kamen nach Monheim, um den Rosenmontagszug zu sehen. Fensterplätze am Zugweg wurden gegen Entgelt verpachtet. Verwandte und Bekannte reisten an, darunter viele Solinger, die aufgrund geschäftlicher Beziehungen Kontakt nach Monheim und Hitdorf hatten. Dass Monheim so ein Anziehungspunkt wurde, mag damit zusammenhängen, dass in den Nachbarorten Langenfeld, Leverkusen und Opladen gar keine bzw. nur vereinzelt Umzüge stattfanden. Dies war teils durch polizeiliche Verordnungen, teils durch die finanzielle Lage bedingt.

Spaß und Freude blieb der Männerwelt vorbehalten. Auf einem Karnevalsplakat von 1904 ist zu lesen, dass auch Abordnungen aus Hilden am Monheimer Rosenmontagszug teilnahmen. Aus den Nachbargemeinden Baumberg und Hitdorf strömte man herbei und beteiligte sich am närrischen Geschehen. Die Gründungszeit die „Humoristika”, ein Theaterverein aus dem Jahre 1894, gilt als Vorläufer der „Großen Monheimer Karnevalsgesellschaft/‘, aber auch der Turnverein und der Gesangsverein „Harmonie“ waren vor der Gründung spezieller Karnevalsvereine im närrischen Treiben aktiv. Sie veranstalteten aber noch keine geschlossenen Umzüge. Monheimer Originalen mit ihrem Ideenreichtum und ihrer lustigen Art ist es zu verdanken, dass das „wilde“ Karnevalstreiben am Anfang dieses Jahrhunderts feste Formen erhielt. Die Geschichte der „Großen Monheimer Karnevalsgesellschaft” begann im Jahre 1902 unter dem Motto „Su muss et sinn, mer dunt all met“. Am 30. Januar 1902 erschien in der hiesigen Zeitung, dem „Boten am Rhein und Niederwupper”, folgende Meldung im Lokalteil: „In der am 19. Januar stattgehabten Volksversammlung bezüglich Gestaltung des Rosenmontages wurde der Kaufmann Herr Hubert Odenthal einstimmig zum Prinzen Karneval gewählt. Derselbe hat die Wahl angenommen.

 

Gründer der Großen Monheimer Karnevalsgesellschaft Wilhelm Gladbach

 

Für die Karnevalstage ist ein reichhaltiges Programm vorgesehen. Am Samstagabend den 1. Februar 1902 findet im Lokale des Wirtes Robert Speck hier selbst die zweite närrische Sitzung statt.“ Dieser Zeitungsartikel ist das älteste Dokument, das sich im Archiv der Gromoka befindet. Erst durch die Gründung der „Großen Monheimer Karnevalsgesellschaft” im Jahre 1902 fanden die Karnevalisten eine feste Organisationsform. Rasch hatte die Gesellschaft etwa 100 Mitglieder. In der Gründungsversammlung wurde Wilhelm Gladbach, der ein beliebter und hervorragender Redner und Mundartdichter war, zum Präsidenten gewählt. Alle Anwesenden traten der Gesellschaft bei und man versprach, dem Karneval – wie in früheren Jahren – durch Festlichkeiten und durch einen am Rosenmontag zu veranstaltenden Aufzug zu huldigen und rheinischen Humor zu pflegen.

 

Theaterverein Humoristika 1896

 

Wilhelm Gladbach gab in dieser Versammlung der Gesellschaft den Namen „Große Monheimer Karnevalsgesellschaft „Su muß et sinn”‘, und das Motto im Gründungsjahr, welches auch im Laufe der Zeit nicht an Aktualität verlor, lautete: „Mer dunt all met.“ Auch die Herren des erweiterten Vorstandes besaßen bereits karnevalistische Erfahrung. Zu nennen sind; H. Wadenpohl (2. Präsident), J. Schiefer (3. Präsident), A. Rüttgers (Stellvertreter), W H. Schneider (Stellvertreter), W. Baum und F. Bormacher (Kassierer), H. Forst, J. Gladbach und T. Müller (Schriftführer). Dem Gründungsvorstand waren ein närrischer Rat und eine Anzahl von Maulfechtern und Damentröstern unterstellt. Außerdem ist überliefert, dass die erste Versammlung mit einem kräftigen „Helau” und nicht mit „Alaaf” geschlossen wurde, obwohl der Monheimer Karneval ansonsten nach Köln orientiert war. Hubert Odenthal, der unter dem Namen Hubert l. als erster Prinz der Gromoka in den Annalen steht, war Dachziegelfabrikant in Monheim und konnte es sich finanziell erlauben, die großen Aufwendungen für den Prunkwagen, die geliehenen Kostüme und sonstige nicht unbeträchtliche Kosten zu tragen. Am 4. Februar 1902 erschien ein Artikel im Boten“, der den Rosenmontagszug der Gesellschaft ankündigte: Der Rosenmontagszug 1902 im hiesigen Ort wird sich folgendermaßen gestalten; Antreten, Aufstellung, Prinz-Hubert-Parade auf dem Marktplatz 2 Uhr 11 Minuten; Vorwärtsbewegung der Menschen-, Wagen- und Pferdemassen um 2 Uhr 61. Die Reihenfolge ist folgende:

– Radfahrergruppe im Schaki-Schrittmacher – Automobilfahrer Paris-Berlin – Herold und Bannerträger aus uralter Zeit – Reitergruppe – Musikchor in der kleidsamen Uniform der Boxer – Monheimer Großbauern und Urgroß-Jungfrauen – 11er Rat und Vorstand von „langsamen Ueferleg” mit Anhang auf drei Verschiedenen dekorierten Schatzwagen – Prunkwagen des Prinzen Hubert I. mit sehr viel Gesöff – Wagen der Entdeckung des Nordpols – Musikkapelle – Prunkwagen der Gesellschaft „Sackberg” aus Peking – Gut Heil oder die ganze Gesellschaft „Vereinigte Schweßföß” in Zivil – Musikchor (Kapellmeister „Piere de Höpp“) – Ochsen-Sick-Partie mit Robert dem Teufel – Zigeunergruppe – Sehr viel Volk

 

Familie Gladbach 1903

 

Das Oberkommando führt der Kaufmann Hamacher. Die am 1. des Monats abgehaltene Sitzung war sehr stark besucht. Es wurden in derselben beschlossen; Prinz Hubert I. um 2 Uhr durch die Vorreiter und den 11er Rat abholen zu lassen. Es wurden Zugkarten zum Preise von 10 Pfennig verabreicht. Damen gehen frei. Am Samstagabend findet die 4. und letzte närrische Sitzung im Lokale des Wirtes Caspar Dormann statt.“ Die Sitzungen und Kostümbälle der Gesellschaft wurden rege besucht, denn außer Kirmes und einigen Darbietungen des Theatervereins „Humoristika” gab es keine kulturellen Angebote mehr im Ort. Die Künstler kamen ausschließlich aus eigenen Reihen. Leider sind aus dem Gründungsjahr keine Unterlagen erhalten geblieben.

Die Darstellung der ersten Jahre der Gesellschaft beruht, wie gesagt, auf einigen Zeitungsartikeln und mündlicher Überlieferung. So wird berichtet, dass die Zigeunergruppe nach dem Rosenmontagszug, 1914 während eines Biwaks am Alten Markt die mitgeführten Hühner geschlachtet, gerupft und Verspeist hat. Es ist auch vorgekommen, dass Pferde bei dem Trubel ausgebrochen sind oder der eine oder andere Wagen, damals waren es Karren mit Holzdeichseln, auseinanderbrachen und am Wegrand liegen blieb. Die Aufstellung des Zuges erfolgte in früheren Zeiten auf dem Marktplatz, wo der Prinz gegen Mittag eine Parade abnahm, wie es damals beim Militär allgemein üblich war. Die Zugteilnehmer zogen zur Huldigung seiner Tollität am Prinzen vorüber und stellten sich danach auf der Turmstraße auf. Von dort aus zog man nun unter Leitung eines Oberkommandeurs oder Maulfechters über Marktplatz, Turmstraße, obere Grabenstraße, Kohlblech (heute Bleerstraße), Klotzstraße (Bleerstraße) bis Voigtshof, dann über Hofstraße, Pfannenschuppen (Heerweg), Kommunalweg (Opladener Straße), unterer Schulweg (Schulstraße), Krummstraße, Grabenstraße, Drehwan, Lottensträßchen und nach einer halbstündigen Pause an der Kapelle weiter über Kapellenstraße, Neumarkt (Kradepohl), Putengasse (Poetengasse), Markt, Kirchstraße, Frohnstraße, Grabenstraße, Schwanenstraße (Bleerstraße) und Steinweg (Franz-Böhm-Straße) zurück zum Marktplatz.

 

Brauereibesitzer Michael Peters Prinz 1903

Brauereibesitzer Johann Peters Prinz 1904

 

Über den ersten Rosenmontagszug schrieb der „Bote vom Rhein” am 13. Februar 1902 unter Verschiedenes; „Ein herrliches Wetter war dem diesjährigen wohlgelungenen Rosenmontagszug im hiesigen Orte beschert. Schon gleich nach Mittag strömten Auswärtige scharenweise herbei, um den diesjährigen Umzug zu besehen und ihr Urteil darüber abzugeben. Kein Wort des Missfallens wurde laut, im Gegenteil, alle waren des Lobes voll über unseren schönen Zug. Am besten gefiel unstreitig der Wagen „Monheimer Festung Anno 1 11” und der Wagen mit der Zigeunergruppe. Auch der Wagen „Gesellschaft der Mehlbüdel”, „Geflügel-Ausstellung” und „Gesellschaft Sackberg“ zeigten viel Witz und Humor. Nicht unerwähnt bleibe der Prinzenwagen, der, wunderschön verziert, einen wahren Prunkwagen darstellte. Der Zug passierte in schönster Ordnung die Straßen und wird wohl der schönste der ganzen Umgegend gewesen sein. Die Karnevalsgesellschaft, die denselben in der verhältnismäßig kurzen Zeit und mit geringen Mitteln zustande gebracht, verdient den Dank und die Anerkennung des ganzes Ortes Monheim.“

Vergleicht man diesen Bericht mit der Ankündigung des Zuges vom 4. Februar, fallen einige Abweichungen vom ursprünglichen Programm auf. Es scheint, als habe es damals mehr Raum für Improvisation gegeben als heute. Wie bereits erwähnt, war der Rosenmontagszug in Monheim für die Bewohner des Umlandes auch deshalb so attraktiv, weil in der Zeit um die Jahrhundertwende Umzüge in den Nachbargemeinden Leichlingen, Richrath, Reusrath und Opladen verboten waren, dort also zwar Karnevalsbälle und ähnliche Veranstaltungen stattfanden, es aber keinen Straßenkarneval gab.